erbaut: 1897
Architekt: Robert Buntzel
An die bis ins frühe 20. Jahrhundert auch in Berlin blühende Textilindustrie erinnert heute noch der Fabrikbau, der 1897 für den Textilfabrikanten Otto Schneider errichtet wurde. Mit der zweiten Abwanderungswelle von Industriebetrieben aus dem innerstädtischen Bereich in die Randzonen gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlagerte auch Schneider seinen Betrieb aus Charlottenburg an die Oberspree.
Bei der Textilverarbeitungsfabrik handelte es sich um einen typischen Veredlungsbetrieb, in dem die »Ausrüstung« vorgenommen wurde. Die angeleiferten gewebten Stoffe wurden hier gewalkt, gewaschen, geraut, geschert und weiter veredelt, um die gewünschten Qualitäten zu erhalten. Außerdem verfügte der Betrieb über eine Färberei. Zur Erzeugung von Arbeitsdampf und heißem Wasser war eine Dampfkesselanlage vorhanden, die mit einer Dampfmaschine für den Kraftantrieb gekoppelt war.
Die Hauptproduktionsstätte war eine Halle mit verglasten Sheds. Die Fassaden wurden repräsentativ, mit neugotischen Giebeln und gestaffelten Türmchen gestaltet. Zur Wasserseite hin gelegen war das Kesselhaus. Rechts daneben erkennt man noch den mächtigen Sockel des ehemaligen Schornsteins. Links neben dem kesselhaus blieb der Wasserturm erhalten, der von Buntzel in Form eines mittelalterlichen Stadtturms mit Krüppelwalmdach, Ecktürmchen und Luken gestaltet wurde.
Nach der Stilllegung der Textilverarbeitungsfabrik 1905 wurde die Anlage von einer Metallfirma übernommen. 1993 erfolgte der Umbau des Gebäudekomplexes zur Unterbringung einer Schule, wobei im früheren Verwaltungsbau und in der Shedhalle Klassenräume, eine Turnhalle und eine Aula eingerichtet wurden.
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