erbaut: 1985-89
Architekten: Walter Henn, Fritz Hierl
Nach mehrjährigen Projektierungs- (seit 1974) und Bauarbeiten (seit 1982) ging 1987 der erste 300-MW-Kraftwerksblock des neuen Kraftwerks Reuter-West in Betrieb. Es war westlich des alten Kraftwerks Reuter (siehe bei -> »weiter«), des vormaligen Kraftwerks West, errichtet worden. 1989 folgte der zweite, baugleiche Block. Die neue Anlage war nun das leistungsstärkste Großkraftwerk der
Berliner Kraft- und Licht (Bewag)-------AG. Die mit Steinkohle befeuerten Dampfkessel sind mit hochwirksamen Rauchgasreinigungsanlagen ausgestattet. Aus den Dampfprozessen für 600 MW elektrischer Leistung können zusätzlich 774 MW Wärmeenergie ausgekoppelt werden.
Die Kohleanlieferung - täglich werden rund 3.500 t verbraucht - erfolgt über Schiffsanlegestellen am Nordufer der Spree und im Hafen. Das Gelände ist durch Gleise für den Kohle-, Gips- und Aschetransport erschlossen. Außerdem stehen für den Kohletransport zur Aufbereitungsanlage eingehauste Bandbrücken zur Verfügung.
Die Kraftwerksblöcke wurden mit modernster Umwelttechnik ausgerüstet. Die Entstickungsanlage arbeitet nach dem Prinzip der selektiven katalytischen Reduktion mit Ammoniak als Reduktionsmittel. Die Entstaubung erfolgt durch einen nachgeschlateten Elektrofilter mit einem Entstaubungsgrad von 99,7%. Anschließend passieren die Rauchgase die Entschwefelungsanlage (REA). Hier erfolgt der Entzug der Schwefelbestandteile mittels zweier Gleich-Gegenstromwäscher (Waschverfahren mit Kalksteinmehl Absorptionsmittel) mit nachgeschaltetem Tropfenfänger. Als Endprodukt ensteht aus diesem Vorgang Gips.
In der ursprünglichen Planung waren Kesselhäuser und Kühlturm mit einer Höhe von mehr als 100 m vorgesehen. Mit Rücksicht auf den nahe gelegen Flughafen Tegel musste die Höhe der Bauten jedoch auf maximal 74 m reduziert werden. Bei der Gestaltung des Kühlturms musste daher der Querschnitt entsprechend vergrößert werden. Den ungewöhnlichen Vorgaben begegneten die Architekten mit besonderen Gestaltungselementen: die Baumassen erhielten farbige Abstufungen von dunklen zu hellen Farbtönen, um optisch leichter zu erscheinen. Das Erscheinungsbild des Kühlturms, der bei den Berlinern schnell den Spitznamen »Dicke Emma« erhielt, wurde durch eine „Taille″ aus farbigen Streifen gegliedert (Foto 5).
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