erbaut: 1873-75
Planung: Otto Intze
Die Anfänge des Unternehmens reichen bis 1859 zurück. Nachdem die beiden Tuchfabrikanten Alfred Ritz und Conrad Vogel zunächst in gemieteten Fabrikräumen in der Aachener Innenstadt eine Tuchfabrikation betrieben und dabei genügend Kapital erwirtschaftet hatten, planten sie ihre eigene Fabrik im Neuerschließungsgebiet um die Burg Frankenberg im Osten der Stadt. Seit 1873 wurden die Bauten für die neue Tuchfabrik
Ritz & Vogel am Bauchlauf des Beverbachs errichtet. Das werkseigene Gaswerk sowie der Treppenturm, der wegen Brandgefahr außerhalb des Fabrikgebäudes errichtet werden musste, wurde von dem Aachener TH-Professor Otto Intze geplant, der vermutlich auch die Gesamtplanung für den Fabrikbau ausgeführt hat. Erstmals in Aachen wurden hier, wegen des weiträumigen Geländes außerhalb der Innenstadt, die erdgeschossigen Shedhallen errichtet, die sich seit Ende der 1850er Jahre, von England kommend, auch in Deutschland verbreiteten.
Am Treppenturm sowie an der teilweise erhaltenen Fassade der Shedbauten sieht man deutlich den Gestaltungsstil mit zweifarbigen Ziegeln. Der mit außergewöhnlichem Aufwand gestaltete Treppenturm erhielt in seinen Ecken abgewinkelte gelbe Lisenen, die in einem Bogenfries enden. Über dem Treppenauge erhebt sich ein achteckiger Turmaufsatz mit Spitzbogenfenstern und durchbrochener Brüstung.
Später ging der Betrieb an die
Tuchfabrik Süskind & Sternau über, die bereits um die Jahrhundertwende in die für die Aachener Tuchindustrie ungewöhnliche Form der Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und seitdem als
Tuchfabrik Aachen, vorm. Süskind & Sternau AG firmierte. Nach nur geringen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg konnte die Produktion bis zum Beginn der 1950er Jahre aufrecht erhalten werden, musste jedoch in der ersten Nachkriegskrise der Tuchindustrie eingestellt werden. Nach der Stilllegung wurden die Fabrikgebäude von verschiedenen Unternehmen genutzt. In dem zuvor als Spinnerei genutzten Hochbau (Bild 1) waren ein Packmateriallager der Firma
Philips sowie das
Kernphysikalische Forschungsinstitut der RWTH Aachen untergebracht. Aus nicht geklärten Gründen kam es am 22. Oktober 1958 zu einem Großbrand, dem der Hochbau und die daran anschließende ehemalige Kraftzentrale zum Opfer fielen.
Erhalten sind heute neben dem Treppenturm (Foto 8) und den bauzeitlichen Shehallen (Fotos 3, 4 und 5) mit vorgesetzter Pförtnerloge (Foto 2) das Verwaltungsgebäude (Foto 6) und die daneben liegenden Räume für die Wolllagerung und die Appretur (Foto 7). Einzigartig ist auch das Wassersammelbecken, das mit Wasser aus dem Beverbach gespeist wurde und zur Versorgung der Appretur, insbesondere der Walkerei, mit Betriebswasser diente.
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