erbaut: 1910-12 / spätere Erweiterungen
Architekt: Hans Liepe
1898 nahm der Magistrat der am südlichen Stadtrand von Berlin gelegenen Gemeinde Schöneberg die Planung für den Aufbau einer eigenen öffentlichen Stromversorgung in die Hand. In der Konkurrenz mit Berlin und den anderen Umlandgemeinden sollten neue Unternehmen und Bewohner für Schöneberg gewonnen und damit sprudelnde Steuereinnahmen für die Stadtkasse erschlossen werden. 1899 fiel die Entscheidung, die Elektrizitätsversorgung nicht in eigener Regie zu betreiben, sondern das unternehmerische Risiko auf eine privatwirtschaftlich arbeitende Gesellschaft zu übertragen und sich durch einen Konzessionsvertrag Einfluss auf die Politik des Unternehmens und dessen Gewinne zu sichern. Als Tochterunternehmen der
Gesellschaft für elektrische Unternehmungen (Gesfürel) gründete sich Ende Juni 1899 die
Elektrizitätswerk Südwest Aktiengesellschaft, um die Stromversorgung von Schöneberg zu übernehmen.
Das Kraftwerk wurde auf einem Areal am heutigen Tempelhofer Weg errichtet. Die dort vorhandenen Bauten wurden - bis auf ein Mitte der 1920er Jahre errichtetes Umformerwerk (-> siehe bei »weiter«) - im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt und bis in die 1980er Jahres nach und nach abgerissen. Als die vor dem Ersten Weltkrieg rasant wachsende Stromnachfrage eine Erweiterung der Stromerzeugung erforderlich machte, errichtete die
Elektrizitätswerk Südwest AG in den Jahren von 1910 bis 1912 ein zweites Kraftwerk in Wilmersdorf, an der heutigen Forckenbeckstraße. Im Verbundbetrieb mit dem ersten Kraftwerk sollte es die Elektrizitätsversorgung in Schöneberg, Wilmersdorf und den angrenzenden Gemeinden sicherstellen.
Am Wilmersdorfer Standort sind von den 1912 fertig gestellten Bauten das Schalthaus (Fotos 1 bis 3) und das an der Forckenbeckstraße gelegene Beamtenhaus (Fotos 4 und 5) erhalten geblieben. In den 1970er Jahren wurde auf dem Areal des ehemaligen Kraftwerks ein neues Heizkraftwerk (siehe bei -> »weiter«) errichtet.
Mit der Eingemeindung der an Berlin angrenzenden Stadt- und Landgemeinden aufgrund des Gesetzes zur Bildung von Groß-Berlin (von April 1920) verloren auch die im Besitz der ehemals eigenständigen Kommunen befindlichen Elektrizitätswerke ihre Selbständigkeit und wurden in die Ende November 1923 neu gegründete
Berliner Städtische Elektrizitätswerke AG (Bewag) überführt, um ein stadtweit vereinheitlichtes Versorgungsnetz bilden zu können. Auch mit der privatwirtschaftlichen
Elektrizitätswerk Südwest AG wurde Ende 1927 ein Übereinkommen geschlossen, mit dem sich das Unternehmen verpflichtete, bis 1938 mit der
Bewag zu fusionieren.
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